Samstag, 31. Dezember 2011

Das Feuerwerk des Augenblicks

Mit guten Vorsätzen ist es wie mit Sylvesterraketen: sie machen viel Lärm und erregen Aufsehen, aber nachdem das Spektakel verraucht ist, wendet man sich anderen Dinge zu. Heute Abend wird wieder viel Feuerwerk in die Luft geschossen und ebenso viele gute Vorsätze für's Neue Jahr gefasst. Beides wird das kommende Jahr nicht im geringsten beeindrucken.

Der Volksmund sagt, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist. Die Keller sind gefüllt von Sportgeräten, deren Anschaffungen dem festen Entschluss entsprangen, jetzt endlich etwas für die Fitness zu tun. Ähnlich verhält es sich mit Büchern über Gesundheit, Raucherentwöhnung, Ernährung, Meditation, Gartenarbeit und Kindererziehung. Menschen haben ein klares Gefühl dafür, wie sie ihr Leben verändern könnten, um das eigene Potenzial weiter zu entwickeln. Jeder kennt seine Kompromisse und jeder weiß genau, welche Veränderungen "eigentlich" anstehen. Die Trickkiste der Ausflüchte ist reich bestückt. Am Ende bleibt das Gefühl: ich würde ja gerne, aber ich weiß nicht wie. Der willige Geist unterliegt schwachen Fleisch. Es bleibt allemal ein schlechtes Gewissen und die Aussicht auf das nächste Mal.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Umständen im Leben zu begegnen, die mir unangenehm sind oder die mir unangemessen erscheinen: ich kann sie nehmen wie sie sind und als solche für den Moment akzeptieren und ich kann sie verändern, indem ich mich anders verhalte, als ich es gewohnt bin. Beides geschieht allerdings immer im HIER und JETZT des Lebens, nie in der Zukunft. Und beides braucht die Entschlossenheit, einer unangenehmen Erfahrung nicht aus dem Weg zu gehen. Denn ganz gleich, ob ich mich entscheide, wach und achtsam mit dem zu sein, was ich in meinem Leben lieber anders hätte oder ob ich das Risiko eingehe und aus den ausgetretenen Bahnen meines Denkens, Tuns und Redens auszusteigen, es wird mich aus meinem gemütlichen Wohnzimmersessel vertreiben. Gegenwärtigkeit und Entschlossenheit stören die vermeintliche Bequemlichkeit eines in Gewohnheiten und Floskeln eingerichtetes Lebens.

Wer also durchaus Interesse haben könnte, die ein oder andere Gewohnheit im nächsten Jahr zu verändern, dabei aber eigentlich alles beim Alten lassen möchte, sollte es auch in dieser Sylvesternacht bei guten Vorsätzen belassen. Allen anderen wünsche ich das explodierende Glück und die stille Zufriedenheit, die jedem wachsam gelebten Augenblick inne wohnen.





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